Der Luckenwalder Rollstuhlfahrer Lutz Mikolaschek hatte anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen in das neue Sanitätshaus Günter auf den Boulevard eingeladen. „Dieser Tag ist eine gute Gelegenheit, um auf die Belange und Probleme behinderten Menschen aufmerksam zu machen“, sagt Mikolaschek. Die Landesvertretung Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) hatte dazu aufgerufen, auf Mängel wie fehlende lückenlose barrierefreie Wegeketten hinzuweisen. Diese führe zu einer Ausgrenzung von Behinderten. „Deshalb ist es so wichtig, die Bevölkerung und die Politik zu sensibilisieren“, fordert Mikulaschek.
Wunsch nach Inklusionstaxi
In Luckenwalde sieht er großen Nachholbedarf. „Es läuft vieles noch nicht in geordneten Bahnen“, fügt er hinzu. So wünscht er sich unter anderem für die Kreisstadt ein Inklusionstaxi, um die Mobilität bewegungseingeschränkter Menschen zu verbessern. Dabei handelt es sich um ein Fahrzeug, das jeder Zeit verfügbar ist und mit wenigen Handgriffen „berollbar“ ist. „Das wäre eine optimale Option für Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind“, so Mikulaschek. Er erinnert an eine Zusammenkunft mit dem damaligen Minister Günter Baaske (SPD) vor sechs Jahren. Dieser hatte die Stadt aufgefordert hatte, ein kommunales Maßnahmepaket zu erstellen. „Davon ist bis heute nichts umgesetzt worden“, kritisiert Mikulaschek. Auch das Kopfsteinpflaster in der Dessauer Straße, das vor wenigen Jahren erneuert wurde, ist seiner Meinung nach schon verschlissen und für Rollstuhlfahrer nicht nutzbar. Mit der Umsetzung des Zwei-Sinne-Prinzip auf Straßen und in öffentlichen Gebäuden stehe es nicht zum Besten.
Stadt setzt auf Barrierefreiheit
Wie Luckenwaldes Bürgermeisterin Elisabeth Herzog von der Heide (SPD) betonte, braucht die Stadt keine Aufforderung eines Ministers, um sich des Themas der Barrierefreiheit anzunehmen. Der Anspruch, Verbesserungen für Menschen mit Handicap zu bewirken, begleite alle Bauvorhaben, wie aktuell das Gemeindehaus Frankenfelde. Dort wird ein Aufzug angebaut, damit alle Ebenen erreichbar sind, die Türschwellen beseitigt, und eine behindertengerechten Sanitäranlage eingebaut. Als zweites Beispiel verweist sie auf den eingeschossigen Anbau der Kita Rundbau, in dem alle Gruppen- und Mehrzweckräume ebenerdig erreichbar sind. Auch dort gibt es eine behindertengerechte Sanitäranlage. In der Friedrich-Ebert-Grundschule wurden Akustikdecken in allen Klassenräumen eingebaut, der Einbau eines Aufzugs wurde vorbereitet, es gibt Treppenliften und behindertengerechte Toiletten. Zudem verweist sie auf die Sanierung des Boulevards. Durch Angleichung des Belags auf Eingangsstufenniveau oder durch Anbau einer Rampe besser die Geschäfte verbessert sich dort die Situation für Rollatorbenutzer, Rollstuhlfahrer rund Eltern mit Kinderwagen.
Kabel ragen aus dem Boden
Mikolaschek kritisiert weitere Punkte. So befürchtet er Einschränkungen für Behinderte beim nächsten Turmfest. „Die Hauptbühne soll auf den Boulevard verlegt werden. Die Versorgungsleitungen wurden j bei der Neugestaltung des Boulevards nicht ebenerdig eingearbeitet. Wenn die Versorgungsleitungen zehn Zentimeter aus dem Boden ragen, wird es schwierig“, so der Rollstuhlfahrer.
Gute Zusammenarbeit
Antje Bauroth, Behinderten- und Seniorenbeauftragte des Landkreises erklärte, dass es für viele Menschen mit Handicap derzeit schwierig sei, von A nach B zu gelangen. Zudem seien viele Arztpraxen noch immer nicht barrierefrei. Es sei ein wichtiges Ziel Barrierefreiheit herzustellen, allerdings sei dies nur nach und nach möglich. Bei Neubauten werde von Anfang an darauf geachtet. „Wir sind aber auch bei Bestandsbauten dran“, so Antje Bauroth. Sie ist im Gespräch mit Vereinen und Selbsthilfegruppen und arbeitet mit dem Sozialamt und Pflegediensten zusammen.
Der CDU-Stadtverordnete Carsten Nehues, der selbst im Rollstuhl sitzt, begrüßte den Umzug vom Sanitätshaus Günther, dass wegen der Sanierung der Burg auf den Boulevard gezogen ist. „Dadurch wird das Zentrum der Stadt weiter belebt“, sagte er.